
Wößmann und Piopiunik kommt das Verdienst zu, die volkswirtschaftlichen Kosten berechnet zu haben. Losgelöst von allem Bildungs-Reform-Sprech liefern sie nackte Zahlen. Wenn es gelingt, durch Bildungsreformen die Anzahl der „Risikoschüler“ (<420 PISA-Punkte, das entspricht einem 15-Jährigen, der im Rechnen nicht über das Grundschulniveau hinauskommt) bis zum Jahr 2020 um 90 Prozent zu verringern, nimmt das Bruttoinlandsprodukt bis 2090 um 2,8 Billionen € zu. Das ist mehr als das gesamte heutige BIP von rund 2,5 Billionen €. Anders herum: unserer Gesellschaft entstehen horrende Opportunitätskosten der Nicht-Bildung. Dabei ist der Stand der Forschung eindeutig:
- Mit zunehmender Bildungskompetenz nimmt auch das Wirtschaftswachstum einzelner Volkswirtschaften zu. Bildungsmaßnahmen erzielen umso höhere Erträge, je früher sie ansetzen.
- Längeres gemeinsames Lernen erhöht die Chancen für Kinder aus bildungsfernen Schichten, ohne dass die besseren Schüler darunter leiden müssen, wenn es individuelle Förderung gibt.
- Die Qualität der Schulen nimmt zu, wenn sie selbstständig agieren dürfen und zugleich die Bildungsergebnisse regelmäßig extern evaluiert werden.
- Auf den Lehrer und die Lehrerin kommt es an: eine Auswahl der fähigsten Personen für diesen Beruf und eine an didaktischen Verbesserungen ausgerichtete Fortbildung sind der Schlüssel für Lernerfolge im Klassenzimmer.
Wenn wir also nicht auf 2,8 Billionen zusätzlichen Wohlstands verzichten wollen, sollten wir mit den Bildungsreformen jetzt beginnen!
* Ludger Wößmann, Marc Piopiunik: „Was unzureichende Bildung kostet. Eine Berechnung der Folgekosten durch entgangenes Wirtschaftswachstum“, Gutachten, ifo-Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung 2009.
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