Nach einigen WenzDays Pause (weil zwischen Hochschule, Familie, Kindern und dit un dat zuwenig Zeit blieb) gibt es heute wieder Neues – und Unerfreuliches: Hamburg hat die Endrunde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder endgültig verpasst. Damit sind alle Chancen, doch noch irgendwie „exzellent“ zu werden, vertan. Jedenfalls nach den Kategorien dieses Wettbewerbs sind weder die Uni noch die TU Harburg auserwählt. Das Scharmützel in den Tagen nach Bekanntgabe der Entscheidung drehte sich um den Vorwurf des Unipräsidenten an die Wissenschaftssenatorin, die Stadt investiere schließlich auch zu wenig Geld in die Wissenschaft, da könne ja auch nichts Exzellentes erwartet werden, sowie die Replik der Senatorin, die genau vorrechnete, dass jedenfalls dieses Argument nicht stimme und es nicht am Geld, sondern vielleicht doch am Geist fehle.
Im Ergebnis ist das bei Leibe kein kleiner Schönheitsfehler. Das Ausmaß der Entscheidung wird deutlich, wenn man sich die Folgen ansieht: Die Landkarte von Wissenschaftsdeutschland sieht künftig so ähnlich aus wie die Karte der Wirtschaftszentren in Italien, nur anders herum: Powerhouse im Süden, Mezziogiorno im Norden. Denn dort, wo an bestens ausgestatteten Exzellenzuniversitäten geforscht wird wie z.B. in München und Karlsruhe, siedeln sich Gründerzentren, Innovationscluster, Inkubatoren, forschungs- und entwicklungsintensive Industrien an. Diese Multiplikatoreffekte verstärken den Mezzogiorno-Effekt zusätzlich. Kein Wunder, dass Hamburg mit dieser Entscheidung in der
Prognos-Studie über die Zukunftsaussichten deutscher Metropolen sofort von Platz 2 auf Platz 5 abrutschte.
Dagegen kann man mit Geld praktisch nicht ankämpfen: die per Exzellenzinitiative umverteilten Mittel in Höhe von rund 3 Mrd. € (statt mit der Gießkanne für Alle nun auf ein paar Wenige, dafür aber richtig viel) sind mit Landeshaushalten überhaupt nicht einzuholen. Auch die für die Hamburger Wissenschaft wichtige Stiftungslandschaft reicht an diese Dimensionen nie und nimmer heran. Perlen wie die Bucerius Law School sind ein wichtiger privater Beitrag, und auf ihrem Gebiet auch exzellent – in der Größe aber eben Perlen und nicht Brocken.
Das Schlimmste aber ist: Hamburg hat offenbar keinen Plan B. Was tun, um die Zukunftschancen einer wachsenden Metropolregion zu sichern? Wie bewegt man kreative und talentierte Menschen im Lebensalter von 18 bis 25, in dem die Mobilität erwiesenermaßen am größten ist, doch nach Hamburg und nicht nach Freiburg, München, Stuttgart, Heidelberg zu ziehen?
Meine These: wenn ist es nicht die Forschungsstärke ist, wie wäre es dann mit der besten Lehre? Beste Ausstattung, kleinere Gruppen, mehr Lehrpersonal, beste Betreuung? Teuer? Ja, aber kein Vergleich zu den immensen Kosten in der Forschung.
Hamburg könnte so mit seinen traditionellen Stärken punkten. Klasse Stadt, weltoffen, gute Szenen, cooler Lifestyle, Kiez und Schanze, Alster und Elbe. Wenn dann noch gute und bezahlbare Wohnbedingungen (Studentenwohnheime!) dazukommen, kann es vielleicht gelingen. Immerhin: besser als ohne Plan B.