"Open access" ist in der Wissenschaftsszene die Bezeichnung für eine Bewegung, die fordert, dass Forschungsergebnisse für alle frei zugänglich und kostenlos im Netz verfügbar sein sollten. Argument: Die Forschung ist (meist ausschließlich oder überwiegend) mit öffentlichen Mitteln und zum Zwecke des
Gemeinwohls
finanziert worden, also müssen auch die Ergebnisse der Öffentlichkeit unentgleltlich zur Verfügung stehen. Tatsächlich müssen Universitäten und
Forschungseinrichtungen aber einen immensen Betrag pro Jahr an die
wissenschaftlichen Fachverlage zahlen, um die Journals für ihre Wissenschaftler zur
Verfügung stellen zu können. Im Endeffekt muss die öffentliche Forschung also
dafür zahlen, Einblick in ihre eigenen Ergebnisse zu erhalten.

Die Harvard University hat sich
nun offensiv gegen dieses System ausgesprochen und verlauten lassen, dass sie nicht mehr bereit ist, für Journals zu bezahlen, die nur dank der Professoren überhaupt existieren, wie der britische Guardian berichtet. Auch der Economist hinterfragt das Geschäftsmodell, das dazu führt, dass die Preise für wissenschaftliche Zeitschriften im Zeitalter des Internet nicht etwa sinken, sondern steigen.
Spannend ist die Frage, wie das Geschäftsmodell der juristischen Datenbanken sich entwickelt: Jährliche Preissteigerungen von bis zu 20% werden nicht auf Dauer durchsetzbar sein - in einem Markt, in dem das noch nicht einmal ausreicht, weil für die Zitation in der Hausarbeit auch das gedruckte Exemplar noch vorgehalten werden will. Absurdistan?
(Mit einem herzlichen Dank an Marlen Thaten.)
(Scheinbar) noch paradoxer ist es im Fall juris: Hier ist der Staat auch noch an der Datenbank beteiligt, die die "öffentlich zugänglichen" Urteile systematisiert und online veröffentlicht. Auch als Freund eines schlanken Staates reicht es meines Erachtens heutzutage nicht mehr aus, den Datenzugang nur analog und auf Anfrage zu ermöglichen. Transparenz und Bürgernähe bedeutet zumindest auch digitale Öffentlichkeit. An dieser Dienstleistung dürften Staat und private Dritte daher nicht verdienen.
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